Max Le Verrier
Am 29. Januar 1891 wird Louis Octave Maxime LE VERRIER, Sohn einer belgischen Mutter und eines Pariser Goldschmieds und Juweliers, im Stadtteil Neuilly sur Seine geboren. Nachdem Max im ersten Weltkrieg als Pilot diente kehrte er 1918 mit wenigen Mitteln aber einem großen Unabhängigkeitsstreben nach Paris zurück, wo er beschloss sein Leben ganz der darstellenden Kunst zu widmen. Folglich mietete er ein Kunstatelier in der „Rue du Théâtre“, in dem er 12 Stunden am Tag arbeitete. Nach seinen ersten Werken in Terrakotta realisierte er dann seine erste Skulptur aus Régule (dt. Weißbronze), seinen berühmten PELICAN. Das mit dem Namen ARTUS (Pseudonym von Max LE VERRIER) signierte Stück hatte großen Erfolg und bildete die Grundlage für seiner 1919 gegründeten Manufaktur.
Die ersten Erfolge
Er kümmerte sich um alles selbst, die Manufaktur (Guss, Ziselierung, Patina) und den Verkauf seiner Werke. Es folgten weitere Tierfiguren, wofür er sich in Zoos und Zirkussen die Inspiration suchte. Gleichzeitig kreierte er einige Kühlerfiguren, wie zum Beispiel seine EOLA, in Anlehnung an die berühmte EMILY von Rolls Royce. Die mit den ersten Kreationen erzielten Gewinne ermöglichten es ihm, selbst ausgebildete Arbeiter, sowie einen Vertreter für den Verkauf einzustellen. So gründete er 1926 seine eigene Firma.
Die Kollektion war bereits beträchtlich gewachsen und beinhaltete mittlerweile viele Statuetten, Männliche Figuren und Tänzerinnen, sowie
Leuchten und Buchstützen. In der Manufaktur wurden auch Werke anderer Künstler hergestellt, wie zum Beispiel von seinem engen Freund Pierre LE FAGUAYS (signiert mit den Pseudonymen FAYRAL oder GUERBE), der für seine eleganten Tänzerinnen bekannt wurde; auch BOURAINE (ebenfalls sehr talentiert, aber jung gestorben), MERIADEC, JANLE und weitere. 1933 kaufte Max LE VERRIER ein Grundstück im 14. Arrondissement von Paris, wo er 1938 alle Abteilungen seiner Firma, sowie seine Wohnung vereinte. Während des zweiten Weltkriegs jedoch wurde alles von der Miliz geplündert.
Das Vermächtnis
Andere Kollegen (z.B. GOLDSCHEIDER) waren 1944 ebenfalls ruiniert, aber LE VERRIER machte sich 1944 gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Söhnen an den Wiederaufbau. In dieser Zeit entstanden Aschenbecher, Büroutensilien, kleinere Tierfiguren wie Vögel, Bären, Affen etc. und die Figurengruppe DON QUICHOTTE. Bis zu seinem letzten Atemzug fertigte er Skulpturen und beendete drei Tage vor seinem Tod am 6. Juni 1973 im Alter von 82 Jahren einen kleinen Panther auf seinem Krankenhausbett. Er wurde direkt neben seinem Freund Pierre LE FAGUAYS begraben, der 10 Jahre zuvor starb. LE VERRIERS Sohn Jean Paul übernahm daraufhin die Firma seines Vaters. Seit 1996 wird sie von Max LE VERRIER‘s Urenkel Damien Blanchet LE VERRIER in der Tradition seiner Vorgänger weitergeführt.
Handwerks-Kunst
Das Haus Max LE VERRIER stellt noch heute alle Objekte im eigenen Atelier selbst her. Um die Authentizität und Qualität der Stücke zu gewährleisten ist es die Aufgabe, jeden Arbeitsschritt von Hand durchzuführen – wie schon vor knapp 100 Jahren.
Schritt 1 – Der Guss
Hierbei wird das geschmolzene Metall bei ca. 400 Grad manuell mit der Gießpfanne in die originalen Formen (aus den Jahren 1920/30 von Max LE VERRIER selbst entworfen), gegossen und nach sehr geringer Abkühlungszeit entnommen. Dies bleibt ein magischer Moment. Die Qualität dieses ersten Arbeitsschrittes beeinflusst die nachfolgenden Veredelungsarbeiten.
Schritt 2 – Die Ziselierung und das Zusammenfügen
Mit verschiedenen, kleinen Meißeln, Feilen und Schabern werden Grate und Unsauberkeiten vom Guss sorgfältig entfernt und besonders fein poliert. Hierbei drücktsich die ganze Virtuosität des Arbeiters aus. Das Zusammenfügen läuft je nach Figur anders ab. Eine große Statue kann aus bis zu 7 Teilen bestehen. Es wird gelötet, gefeilt, gefräst und gebohrt, Gewinde werden geschnitten – je nach Arbeit in unterschiedlicher Reihenfolge.
Schritt 3 – Die farbliche Fassung (Patina)
Die Skulpturen werden grundiert, mit Pigmenten, Wachsen und Lacken bearbeitet und im Ofen getrocknet. Sie werden mit in Säuren getränkten Pinseln berührt, gewaschen und erneut erhitzt. Hier kommt das Talent und die Erfahrung des Künstlers zum Tragen, denn je nach Art und Konzentration der verwendeten Säure den Erhitzungsgrad oder die Anzahl der Wäschen erzielt man unterschiedliche Farben und Nuancen.
Schritt 4 – Die Montage
Abschließend erfolgt die Montage auf dem Marmorsockel und bei Leuchten die Elektrifizierung.
Schon gewusst?
Die Bezeichnung Art Déco leitet sich von der ersten Weltausstellung des Kunstgewerbes und des Industriedesigns her. Die „Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“ fand 1925 im Herzen von Paris statt und vereinte Aussteller aus 18 Ländern und über 15 Millionen Besucher aus aller Welt. Nahezu alle namhaften Künstler des Art Déco, wie z.B.: Jacques-Émile RUHLMANN, Jules LELEU oder DOMINIQUE warenvertreten. Im Zuge dieser Ausstellung wurde Max LE VERRIER eine Goldmedaille für seine Arbeiten verliehen.
Clarté
Im Jahr 1928 gestaltete Max LE VERRIER nach einem Live-Modell, die berühmte CLARTÉ, eine Frau mit einem beleuchteten Ball – das Hauptstück seiner künstlerischen Arbeiten. Tatsächlich brauchte er drei verschiedene Modelle: eines für den Kopf, eines für den Oberkörper und eines für die Beine. Für diesen letzten Teil bat er eine afro-amerikanische Tänzerin, die in den Stücken von Josephine BAKER spielte. Das Werk greift das Thema des weiblichen Aktes auf eine sehr ästhetische Art und Weise auf und symbolisiert gleichzeitig die Zeit des Art Déco mit ihrer typischen Frisur und der Schlichtheit ihrer Linie. Diese dekorative, beleuchtete Figur gibt es in 4 Größen: eine nahezu lebensgroße Bronze in 1,60 Meter eine Variante mit 85 cm, sowie 2 kleinere Versionen in 65 cm (LUMINA) und 38 cm (LUEUR LUMINEUSE).